❤ Emmas fünftes Zauberwort ❤
Während er las, verliebte ich mich in ihn, so wie man in den Schlaf gleitet: langsam zuerst und dann rettungslos.
John Green aus Das Schicksal ist ein mieser Verräter
Wenn die Liebe wie in Büchern wäre, wären viele Menschen deutlich glücklicher. Oder? So oder so ähnlich hat sich damals mein sechzehnjähriges Ich gefühlt, das als Booklover/Nerd/Außenseiterin keine Ahnung von Liebe außerhalb von Buchseiten hatte. Und Liebe in Büchern? Hürden und Hindernisse, aber am Ende ist alles gut und die beiden sind happy.
Das echte Leben? Eine Katastrophe! Oder zumindest war es das, bevor ich meinen Freund getroffen hatte und über meinen eigenen Schatten gesprungen war. Und all diese Liebe-auf-den-ersten-Blick-Gedanken abgeschüttelt hatte.
Schwierigkeiten im echten Leben: Du kannst nicht einfach mal in den anderen Protagonisten reinschauen und seine Gefühle ganz klar lesen. Sie stehen nicht schön in Schwarz gedruckt auf einer Papierseite, und du kannst nicht mal in deinen eigenen Kopf einfach reinschauen. Schön wärs manchmal!
Inzwischen weiß ich, dass Liebe sich nicht innerhalb einer Seite entwickelt. Echte Liebe braucht Zeit, um zu wachsen. Im Gegensatz zu Verknalltsein, das passt definitiv auf eine Seite!
Vor allem, was kann ich auf einer Seite transportieren? Gedanken? Gefühle? Aussehen! Zu allererst wird die Person beschrieben, dunkelhaarig, blaue Augen, Grübchen beim Lächeln, groß, klein, schmal, etc. Wir verknallen uns also ins Aussehen. Biologie lasse ich mal außer Acht, da gibts bestimmt auch einige Faktoren, aber in der Schule war ich da nie gut. Vielleicht wisst ihr ja, wie das funktioniert?
Klar, dass in Büchern die Kerle IMMER heiß sind. Die Mädels dürfen da ruhig etwas unscheinbarer sein, typisch Mauerblümchen. Da will ich mich gar nicht rausnehmen. Aber wenn man darüber nachdenkt, fällt es auf. Diversität kommt immer mehr, aber beim Aussehen greifen wir doch auf die beliebten „Idealbilder“ zurück. Spontan fällt mir im Jugendbuchbereich „Dumplin“ ein, wo es um nicht stereotypisches Aussehen geht. Kennt ihr noch andere?
Um zur Liebe zurückzukommen, …
Ein wichtiger zweiter Faktor sind Interessen und Gemeinsamkeiten oder gerade Unterschiede wie bei Ron und Hermine aus Harry Potter. Die aber auch das beste Beispiel dafür sind, dass im Buch einfach alles konstruiert ist, denn ein Buch hat nun mal nur seine 300-400 Seiten (typisch Jugendbuch). Dies ist natürlich abhängig vom Genre und der Welt, in der wir uns bewegen.
„Ich habe die Beziehung zwischen Ron und Hermine als eine Art Wunscherfüllung geschrieben. Hermine und Ron sind aus persönlichen Gründen zusammengekommen, die sehr wenig mit Literatur und viel mehr damit zu tun haben, dass ich mich an den Plot geklammert habe, wie ich ihn mir am Anfang ausgedacht habe.“ Die beiden hätten in der Realität wohl irgendwann eine Paartherapie gebraucht, meint die 48-Jährige.
J.K. Rowling (https://www.diepresse.com/1557370/harry-potter-autorin-bereut-hermines-ehe)
Was wirklich wichtig sind, ist die Einstellung bzw. Werte und Eigenschaften der Figuren, die entscheiden nämlich am meisten. Ist jemand besonders mutig, oder besonders hilfsbedürftig? Versucht immer das Richtige zu tun? Oder weigert sich konsequent gegen sein Schicksal? Es gibt so viele Kombinationsmöglichkeiten, die hier zu nennen, eindeutig den Rahmen sprengen würde. Meine Tipps für herausragende Liebesgeschichten im Fantasy Bereich sind „Cassardim“ von Julia Dippel, „Das Reich der sieben Höfe“ von Sarah J. Maas. Sehr gefühlvoll sind auch die beiden Liebesgeschichten von Ava Reed „Die Stille meiner Worte“ und „Wir fliegen, wenn wir fallen“.
Habt ihr Tipps? Lieblingsliebesgeschichten, die sich langsam entwickeln und richtig tiefgehend sind?
In meinen Romanen ist die Liebe ein kleiner, aber wichtiger Teil der Geschichte. Ich bin kein Fan von reinen Liebesgeschichten, weil mir da immer etwas Tiefe fehlt. Ohne Liebe geht es aber auch nicht – im echten Leben wäre das ja auch langweilig. Spoiler folgend
The Blinds
Aber so war die Liebe.
Emma Marten aus The Blinds 2 – Spiel nicht nach ihren Regeln
Nicht bunt, schillernd und märchenhaft perfekt.
Sie war Schmerz und Freude, Tränen und Lachen, Trauer und Hoffnung, Festhalten und Loslassen, Sehnsucht und Heimkehr.
Riley verliebt sich in ihren Coach Duke, weil er sie als Mensch wahrnimmt, weil er sie unterstützt und ihr hilft. Sie ist erst sechzehn und genauso konfus spiele ich mit ihren Gefühlen. Mit sechzehn haben die wenigsten Ahnung von der wahren Liebe, die meisten stecken noch komplett in der Selbstfindungsphase. Wir kann man jemanden richtig lieben, wenn man selbst nicht weiß, wer man ist? Diese Liebe erzähle in The Blinds aus Rileys Sicht.
Duke hingegen ist etwas älter als Riley, steht mit beiden Beinen im Leben und weiß genau, was er will. Jeglichen Emotionen hat er in der Scheinwelt des Zentrums längst abgeschworen, bis Riley mit ihrem gleichen Schmerz, der gleichen tiefen Einsamkeit sein Herz berührt. Er findet sich selbst in ihr wieder und bewundert ihre Stärke.
Dazwischen
Ich will dieses heftige Gefühl nicht Liebe nennen, denn dann tut sie verdammt weh. Liebe sollte nicht weh tun. Sie sollte perfekt und gut und rein sein.
Emma Marten aus Dazwischen 2 – Zwischen Hass und Liebe
In meiner Dazwischen Trilogie ist die Welt und auch das Figurensystem deutlich komplexer. Unsterbliche beherrschen die Sterblichen. Tod sehnt sich danach, menschlich zu sein, Gefühle zu empfinden, die er in seiner sterblichen Form nur als schwachen Abklatsch empfinden kann. Ihn als Love Interest für meine Protagonistin zu wählen, war äußerst schwierig umzusetzen. Einerseits durfte er nicht zu menschlich werden, andererseits aber auch nicht zu unnahbar. Resultat ist, dass die Liebe nur auf einem hauchfeinen Level stattfindet. Schwierigkeit dazu ist, dass Selena eine Seelendiebin ist und damit über eine Fähigkeit verfügt, die Tod hasst.
Selena war hier der deutlich leichtere Part, menschlich, emotional und nicht immer bereit, sich ihrer Angst zu stellen. Allerdings existiert keine Liebe in ihrer Welt, was bedeutet, dass sie keine Möglichkeit hat, die Gefühle, die sie schon bald empfindet, überhaupt einen Namen zu geben.
Liebe auf die erste Seite? Sicherlich nicht. Für mich sollten so viele Dinge wie möglich an das reale Leben angepasst sein, zumindest so weit umsetzbar 😉 Ich lasse mich gerne entführen, träume von Welten, Magien und Zauber, aber Gefühle sollten für mich immer realistisch dargestellt werden. Ansonsten platzt die tollste Seifenblase. Was nicht heißt, dass ich nicht gerne mal eine Liebesgeschichte lese oder schaue, die den Stempel „Kitschige Love Story“ verdient. Manchmal bin ich dafür einfach in der Stimmung, aber meistens brauche ich einfach die Realität.
Wie geht es euch damit? Liebe auf die erste Seite oder doch lieber ganz langsam?