Emmas sechstes Zauberwort
Gehypte Bücher – jeder will sie lesen, sogar diejenigen, die nicht oder nur sehr wenig lesen. Im Moment erkennt man sie im Buchhandel daran, dass sie größtenteils nicht lieferbar sind. Das Zauberwort lautet Papiermangel. Aber das ist ein anderes Thema.
to hype bedeutet auf Englisch zu übertreiben. Aber sind gehypte Bücher wirklich Übertreibung? Oder werden sie gelesen, weil sie die LeserIn einfach bewegen, zerreißen und widerzusammen setzen? Weil sie einfach den Ruhm „verdienen“?
Ich bin zwiegespalten, was das Thema angeht. Besonders weil gehypte Bücher nicht gleichzusetzen sind mit Highlight-Büchern. Gehypt werden im Buchhandel gerade vor allem die Graphic Novels Heartstopper und alles, wo Colleen Hoover draufsteht. Highlights? Colleen Hoover schreibt großartige Liebesgeschichten, die immer ein oder zwei i-Tüpfelchen haben, die sie von anderen abheben. Aber gelesen habe ich seit Jahren keine mehr, mein Interesse ist abgeflacht, denn trotz des i-Tüpfelchens, wie beispielsweise ein taubstummer Love Interest, hat mich keines mehr gereizt. Sie versauern auf meinem Ebook-Sub. Die Serie Heartstopper habe ich an einem Tag durchgesuchtet, Netflix sei Dank, denn Grapic Novel reizt mich leider überhaupt nicht. Ich kapier einfach nicht, welche Schriftblase ich als erstes lesen muss und spoilere mich regelmäßig selbst. Da kann ich dann weder die Bilder noch den Text genießen. Aber für wen es etwas ist, ist dieser Hype meiner Meinung nach vollkommen gerechtfertigt.
Aber wieso gerade dieser Bücher? Wo doch so viele andere Geschichten es ebenso verdienen. Das soll keine Tirade werden, die meisten Geschichten verdienen den Hype. Und nur weil mir ein Hype-Buch nicht gefällt, heißt das nicht, dass es anderen auch nicht gefallen muss, dass sie es mehr lieben als meine Lieblingsbücher. Es gibt ja schließlich mindestens einen Grund, wieso Bücher gehypt werden. Schade finde ich, wenn dieser Hype vom Verlag ausgelöst wird. Klar, Gruppieren die ihre Titel nach A, B und C. Klar, geht es ihnen um die Geschichten, aber auch um Umsatz. In Buchhandlungen ist das auch nicht anders. Aber wenn der Hype von mehreren Bloggern ausgelöst wird, weil sie diese Geschichte lieben, dann finde ich es das Schönste auf der Welt und ein unglaubliches Geschenk für den/die Autorin.
Trotzdem oder gerade deswegen begegne ich Hype-Büchern inzwischen mit Vorsicht. Man weiß nie, woher der Hype herrührt. Einerseits, um mir mein Lesevergnügen nicht kaputt machen. Denn Hype-Buch gleich „Muss-in-allem-Perfekt-sein.“ Da sind meine Erwartungen von vorneherein viel höher, als bei einem anderen Buch. Und andererseits, weil ich inzwischen sehr konkrete Vorstellungen davon habe, was ich gerne lese und was nicht so gerne. Und Hype Bücher sind nun mal Hypes, weil sie eine breite Masse ansprechen, weil sie für jeden verständlich sind, weil sie tief gehen, aber vielleicht für mich nicht tief genug. Versteht ihr, was ich meine?
Wie steht ihr zu Hypes? Springt ihr auf jeden Zug auf? Oder begegnet ihr diesen Geschichten mit Vorsicht?